Freitag, 11. August 2017
Teil I - Reiches Land, arme Menschen?
Hallo Leser,
Hallo Leserin,

da dies mein erster Beitrag ist ein kurzes Vorwort für alle meine kommenden Beiträge in meinem Blog.
Dies hier sind meine Ansichten, meine Wahrnehmung und meine Interpretation. Jeder darf seine Meinung haben und niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen. Da viele Themen irgendwo auch mit Politik im weitesten Sinne zu tun haben werden: Ich bin politisch relativ neutral, Ich heiße weder links- noch rechtsradikale Gedanken gut. Neutral zu sein bedeutet meiner Ansicht nach nicht keine eigene Meinung zu haben.
Hinterlasse gerne einen Kommentar und lasse mich wissen, was du denkst, aber bitte auf einer sachlich-konstruktiven Ebene.

Nun denn, auf los geht's los.

Teil I Reiches Land, arme Menschen?

Ich bin wahrscheinlich ein kleiner Misanthrop. Die meisten Menschen kotzen mich an, wenn ich ehrlich bin. Ich selber denke, ich bin in der Mittelschicht, oder zumindest das, was man heutzutage Mittelschicht nennt. Ich hab ein Dach über dem Kopf, essen im Kühlschrank und kann mir hin und wieder mal etwas gönnen. Nein, kein neuer Sportwagen, eher die kleinen Dinge des Alltags. Mal essen bestellen, mal in der Stadt ein paar Klamotten kaufen. Halt die Kleinigkeiten.
Ich bin Mitte 30. Ich habe lange bei einer Bank gearbeitet. Letztes Jahr habe ich von mir aus gekündigt. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, diese ewige Heuchelei. Kunden mit Geld werden zuvorkommend behandelt, Kunden ohne Geld bekommen halt nur das, was vertraglich vereinbart wurde, wenn überhaupt.

ich habe nichts gegen reiche Menschen an sich. Leider habe ich aber über die Jahre gemerkt, dass es scheinbar einen gewissen Zusammenhang zwischen der Höhe des Kontostandes und dem Charakter des Menschen gibt. Wenn Kleider Leute machen, dann macht Geld den Charakter? Zugegeben. der Volksmund sagt "Geld verdirbt den Charakter", und sehr wahrscheinlich sind auch lange nicht alle, die wohlhabend sind, auch gleichzeitig arm an Menschlichkeit. Leider ist es oftmals aber auch eine geheuchelte Menschlichkeit.

Es geht dieser Tage in den meisten Bereichen unseres Lebens immer mehr um den schnöden Mammon. Immer mehr Menschen leben in Deutschland auf der Straße, mal selbst verschuldet, mal nicht. Immer mehr Menschen arbeiten in Deutschland, können von ihrer Arbeit aber nicht leben. Die Lebenshaltungskosten steigen jedes Jahr an, ebenso wie die Diätenzahlungen unserer "Spitzenpolitiker".
Jetzt könnte man vielleicht auf den Gedanken kommen "Jaja, von wegen politisch neutral, das klingt sehr nach linken Themen". Ich bin in aller erster Linie Mensch, ein soziales Wesen. Ich mache mir auf einer Art Metaebene echte Sorgen um Deutschland. Wie kann es sein, dass CDU, CSU, SPD, FDP und die Grünen wirtschaftspolitisch alle fast die gleiche Politik betreiben? Immer mehr für Menschen, die im Grunde schon genug haben.

Es war ein Winter vor nun 5 Jahren, so ungefähr 10 Tage vor Weihnachten. Es klingelte an meiner Türe. Ein bürgerliches Haus mit 6 Parteien. Ich ging an die Sprechanlage und fragte, wer da denn sei. Eine männliche Stimme fragte, ob ich vllt etwas zum Essen für ihn habe. Ich öffnete die Türe. Ein Mann kam mir entgegen, zugegeben, schmutzig, aber nicht unfreundlich. Er war merklich beschämt, aber wusste sich wohl nicht mehr zu helfen. Dieser Mann war schätzungsweise Anfang 40, optisch sicherlich runtergekommen, was aber auch nicht verwunderlich war, denn es war offensichtlich: Dieser Mensch war obdachlos. Ich wohne nicht im Stadtkern und es verwunderte mich, warum der Mann hier unterwegs war. Er sagte recht nüchtern, er will nicht betteln, weil die meisten Menschen annehmen, es sei für Alkohol oder Drogen. Daher entschied er sich sein "Glück" auf etwas im Magen zu haben außerhalb der Innenstadt zu versuchen. Ich bat den Mann um einen Moment Geduld. In meiner Küche machte ich ihm ein paar belegte Brote, Frikadellen vom Vortag waren auch noch ein Paar da. Dazu kam eine Banane, ein Apfel, eine Flasche Limo und eine Flasche Wasser. Alles in einen jutebeutel, dazu kam noch eine alte Decke. Ich ging wieder zur Türe, gab ihm die Tasche. Er war wirklich dankbar. "Ich hab bei allen hier geschellt, aufgemacht hast nur Du". Merkwürdig, dacht ich mir, hab ich doch 3 Rentnerinnen im Haus, die ganz sicher zu Hause sind. Naja, vielleicht war es Angst, vielleicht Verlegenheit, was weiss Ich.
Ich habe die Hintergründe, wieso er obdachlos ist, in dem Moment nicht erfragt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann in einem im Ansatz fortgeschrittenen Alter freiwillig im Winter auf der Straße lebt.

Dieses Ereignis bewegte mich zum Umdenken, auch in meiner eigenen Person. Nein, ich bin keiner dieser medialen "Gutmenschen". Ich will einfach nur Mensch sein. jedes Jahr schmeissen wir tonnenweise Lebensmittel weg. Im Fernsehen laufen auch immer die gleichen Spots von hungernden Kindern in Afrika. Aber was ist mit den Menschen in unserem Land? Hier gibt es deutlich mehr als ein paar Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - Hilfe brauchen.
Deutschland mag formal ein Sozialstaat sein, aber davon wird sich immer mehr verabschiedet. Der Obdachlose damals erzählte mir, er bekomme kein Hartz IV, da er keine Wohnung hat und dementsprechend keine Post erhalten könne. Eine Wohnung bekommt er aber nicht, da kein Vermieter einen wie Ihn nimmt, erst recht nicht, wenn die Frage der Mietkosten nicht im Vorfeld geklärt ist. Ein Teufelskreis.

Es gehen immer mehr Menschen zur "Tafel". Arbeitende Menschen, die von ihrem Lohn nicht mehr ihre Familien ernähren können. Hartz IV Empfänger, Obdachlose. Schlicht Menschen, die sich normale Lebensmittel nicht mehr leisten können. Man stelle sich vor, es gäbe solche Einrichtungen wie die Tafel nicht, wir hätten hungernde Menschen in einem der reichsten Industrieländer der westlichen Welt. Aber das sieht man halt nicht in irgendwelchen Werbespots im Fernsehen. Und unsere Politiker feiern sich für die "schwarze Null". Und Bildung ist heute kein Garant gegen Armut. Ich bin ein Kind der 80er und 90er, Abitur. Früher reichte für grundsolide Berufe ohne Führungsverantwortung ein guter Realschulabschluss. Im Handwerk wurden gute hauptschüler gerne genommen. Heute ist ein Hauptschulabschluss oft der Einstieg in ALG II. Zeitgleich entsteht ein immer größerer Bedarf im Niedriglohnsektor. Deutsche Konzerne, deren Wertpapiere auf dem Frankfurter Parkett Millionen wert sind, kaufen lieber billige Arbeitskräfte über Zeit- und Werksverträge ein, statt Leute zu fairen Löhnen einzustellen. Man hat ja eine Verantwortung gegenüber den Aktionären.

Was mich daran wirklich erschreckt: Viele Menschen in Deutschland sehen die Probleme. Das nicht jeder handelt kann ich sogar irgendwo nachvollziehen, sei es aus Bequemlichkeit, sei es, weil man sich nicht verantwortlich fühl. oder aus anderen Gründen.

Und dennoch gehen alle 4 Jahre die meisten Stimmen an die "Volksparteien" CDU und SPD. Kein Wunder, dass die Politiker machen können, was Sie wollen, diese Parteien bekommen immer zwischen zwanzig und vierzig Prozent der Stimmen. Dieses Jahr wird es wieder so sein. Demokratie funktioniert so nicht.